Drei Fragen an Konrad Paul Liessmann – Philosoph und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech
Ab nächstem Jahr wird das Philosophicum in den Lechwelten stattfinden und den Saal mit Gedanken und Debatten füllen. Was macht „neuer Raum“ mit der Philosophie oder macht Philosophie etwas mit dem neuen Raum?
Liessmann: "Räume schaffen Atmosphären – auch für das Denken. Das Philosophicum Lech hat ja schon eine lange "Raumgeschichte" hinter sich: Vom Hotel Krone über das Fux, über die Neue Kirche bis zum sport.park.lech: Und immer hatten die Lokalitäten und deren Infrastruktur einen gewissen Wirkung auf die Stimmung, die Gespräche, die Intensität des Gedankenaustauschs. Es sind natürlich Kleinigkeiten, aber wie ein Raum gestaltet ist, hat auch einen Einfluss darauf, wie wohl man sich z.B. als Referent:in oder Teilnehmer:in fühlt. Das Ambiente kann animieren aber auch demotivieren. Und umgekehrt: Räume gewinnen ihren Charakter auch durch das, was in ihnen geschieht. Bestes Beispiel: Die Neue Kirche war zu Zeiten des Philosophicums einfach ein anderer Raum als in den anderen Zeiten des Jahres."
Den Lechwelten werden sehr gemischte Gefühle entgegengebracht: Die einen finden das neue Gebäude großartig, anderen gefällt es gar nicht. Was bietet die Philosophie für einen Rat in Situationen der Uneinigkeit über Neues?
Liessmann: "Neues verunsichert immer, sonst wäre es nicht neu. Und man sollte deshalb Kontroversen zulassen. Kunst und Architektur im öffentlichen Raum sind immer auch eine Geschmacksfrage. Wie solch ein Gebäude auf das Ortsbild wirkt, welche Gefühle ihm entgegengebracht werden, hängt in hohem Maße auch von der Art und Weise ab, wie diese Einrichtungen "bespielt" werden. Die Akzeptanz steigt sicher mit der Erfahrung, dass hier ein neues multifunktionales Zentrum entstanden ist, das Außergewöhnliches bietet, das in einem anderen Ambiente so nicht möglich wäre. Aber man muss auch offensiv für dieses Zentrum werben und darf nicht in den Fehler verfallen, kritische Ansichten dazu als rückständig oder verstockt zu denunzieren."
Der diesjährige Leitgedanke des Philosophicums war „Alles wird gut“. Was kann sich gedanklich rund um die Lechwelten tun, damit dies auch hier geschehen kann und sie mit Leben erweckt werden können?
Liessmann: "Das wird ganz wesentlich davon abhängen, was in den Lechwelten stattfinden wird und ob man dies als Ereignisse des Ortes selbst wahrnimmt oder ob die Lechwelten eher als ein externer Raum gesehen werden, in dem sich nur Gäste aufhalten. Ich glaube, eine ausgewogene Mischung von Veranstaltungen unterschiedlichen Typs, die auch viele Angebote für die Lecher:innen enthält, wird ausschlaggebend dafür sein, wie lebendig diese Welten werden und können und wie sehr sie schließlich als integraler Bestandteil der Lecher Identität erfahren werden."