"Kunst in den Bergen ist kein Kontrapunkt zum Vergnügen im Schnee, sondern eine Tür, die, wenn wir sie öffnen, uns Räume zum Innehalten gewährt.“
Über den Schnee.
Ausschließlich positiv ist Daisy Hochs Gefühl für das vom Himmel fallende Weiß, das nie nur weiß ist: „Es gibt eine Riesenpalette von Weiß. Für mich sind Schneeflocken Kunst - boten, die uns der Himmel schickt.“
Ihr Schnee, das ist der Schnee in Lech Zürs. Sechs Monate im Jahr Schnee, das ist sehr selten. „Wenn es schneit, habe ich das Gefühl, es schneit nur für mich. Nur hier gibt es den richtigen Schnee. Wenn jemand Schnee hat, dann wir.“ Ihre Bilder sind nicht kalt, und wenn darauf Häuser zu sehen sind, dann gibt es auch immer ein Licht, „etwas Warmes als Wegweiser.“
Schnee ist Stille für sie, und um ihn malen zu können, muss Daisy Hoch Stille haben. Die findet sie in ihrem kleinen Atelier, zuhause in Oberlech. „Immer schon.“ Das ist ihr intimer Ort. „Ich brauch die Stille, ich will sie hören.“ Schnee ist für sie auch ein lebendiger Stoff. „Er ändert sich mit jeder Uhrzeit, Tageszeit, Jahreszeit. Schnee ist in Bewegung. Unentwegt!“
Über das Sehen-Können.
„Man muss sich alles er-sehen und nichts er-denken.“
Fast jeden Tag steht sie am Fenster oder auf der Terrasse und sieht hinüber, auf die Berge mit ihren kleinen Einkerbungen und Brüchen, mit ihren Rinnsalen und Vorsprüngen. „Da zerfließt es.“ Die Natur abzubilden ist nicht Daisy Hochs Intention. Ihre Bilder sind Interpretationen der Natur, wie sie sie sieht und liebt, denn die Natur, die braucht sie genauso zum Atmen wie die Kunst. Fast täglich geht sie den Waldweg von Oberlech nach Lech hinunter und wieder hinauf. „Das ist mein Meditationspfad, mein Kraftweg. Ich nehme alle Veränderungen der Natur intensiv wahr.“
Wer die in Malerei verwandelte Natur ansieht, muss für sich selbst herausfinden, was sie zu sagen hat. „Es ist etwas Aktives, ein Bild anzuschauen. Ich nehme den Betrachter mit auf eine Winterreise, aber nur ein kleines Stück. Die Botschaft in den Bildern muss jeder für sich selbst herausfinden. Der Künstler schafft das Werk und der Betrachter gibt ihm seinen Sinn.“ Die Schneebilder laden zur Interpretation ein. Sie verdecken und verstecken – und was sich hinter dem Schnee verbirgt, darf man sich denken.
„Mein Mann hat mich kürzlich gefragt: Woher nimmst du die Kraft, diese Bilder zu malen?“
Hier ein mächtiger Wasserfall. Da eine Eiswand. Felsen. Die Schneebilder, die Daisy Hoch in den Wochen des Corona-Lockdowns gemalt hat – sie nennt sie den Corona-Zyklus –, sind besonders intensiv. „Da waren nur ich und die Malerei. Bis dahin wusste ich nicht, wie das ist, einen Tag nur für sich allein zu haben. Plötzlich gehörten die Tage nur mir. Die Kraft war einfach da. Zu meinem Glück konnte ich sie in meinen Bildern umsetzen.“
Über die Galerie in der Sonnenburg.
Vor über 40 Jahren hat Daisy Hoch die Galerie im Hotel Sonnenburg eröffnet. „Wie kommt jemand dazu, sich auf 1 700 Metern Höhe mit Kunst zu befassen und in dieser Wintermärchenlandschaft eine Galerie zu eröffnen?“ fragte sie sich in einem Vortrag, um sich gleich selbst die Antwort zu geben: „Ich war und bin der Überzeugung, dass menschliches Zusammenleben ohne Kunst nicht einmal in unserem kleinen Bergdorf möglich ist. Es muss hier etwas mehr geben als nur Sonne und Schnee, als Sport und Vergnügen.“ So entstand die Galerie, die immer Teil des Hotels war. „Die Besonderheit meiner Galerie ist, dass sie sich in keinem sterilen Raum befindet, sondern in bewohnten Räumen. Ein Zuhause für Mensch und Kunstwerk.“
Die namhaftesten Künstlerinnen und Künstler hat sie in den letzten Jahrzehnten ausgestellt: Friedensreich Hundertwasser, Christian Ludwig Attersee, Xenia Hausner, Ernst Fuchs, Arik Brauer, Alexandra Wacker. Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Herbert Albrecht, um nur einige zu nennen.
Künstlerin Daisy Hoch
Daisy Hoch führte mit ihrem Mann Klaus viele Jahrzehnte lang das Hotel Sonnenburg in Oberlech – 2004 hat Sohn Gregor mit seiner Frau Waltraud übernommen. Die gebürtige Bayerin studierte Kunst in Zürich und München und kam der Liebe wegen nach Lech. Vor über 40 Jahren eröffnete sie ihre Galerie in der Sonnenburg und kuratierte dort über 50 Ausstellungen. Daneben hörte sie nie auf, auch selbst zu malen: Als die, die nur Schnee malt, ist sie bis weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. 600 Schneebilder sind bis dato in etwa entstanden. Heute widmet sich Daisy Hoch fast ausschließlich ihrem künstlerischen Schaffen.
Galerie Sonnenburg | Daisy Hoch
Dauerausstellung "Schnee" - Daisy Hoch, Ölmalerei
Öffnungszeiten:
Täglich von 14:00 - 16:00 Uhr
Private Führungen:
Für die Ausstellung auf Anfrage bei Daisy Hoch: +43 664 2628720
Für weitere Informationen besuchen Sie www.daisy-hoch.art/galerie-sonnenburg