Ein Winter ohne Gäste

Inhaberin des Mode-Ladens „Lenai + Linai

„Es fühlt sich an wie im Film ‚Und täglich grüßt das Murmeltier‘.“

Ich habe mir immer eine Auszeit gewünscht: Ein Jahr lang nichts tun und nachdenken. Die letzten Jahre waren für mich unglaublich anstrengend. Das Geschäft ist so viel besser geworden, aber für mich bedeutete das nur mehr arbeiten, arbeiten, arbeiten. Jetzt ist mir kürzlich erst wieder dieser Wunsch eingefallen. Auch wenn es ganz anders war als ich es mir vorgestellt hatte, so habe ich die Zeit als meine Auszeit genossen. Ich arbeite viel weniger und alles ist viel langsamer und ruhiger. Ich habe auch nichts Großartiges gemacht in dieser Zeit, aber vielleicht kommt das noch.

Der Alltag fühlt sich an wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Du machst jeden Tag das Gleiche und triffst immer die gleichen Leute. Was mir besonders aufgefallen ist: dass die Leute jetzt miteinander reden. Und ich habe das Gefühl, dass alle ziemlich entspannt sind. Aber das täuscht vielleicht auch. 
Im nächsten Winter freue ich mich auf die vielen Stammgäste, die mit mir mitgelitten haben und mit denen ich auch während der Lockdowns im Kontakt war. Ich habe in der Zeit ganz viele Pakete verschickt. Ansonsten kann ich mir gar nicht vorstellen, so weiterzumachen wie vorher. Ich sollte noch eine weitere Verkäuferin finden fürs Geschäft.

Im letzten Winter war dann doch alles wieder wie immer. Es war irrsinnig anstrengend, man hat seine Energie gebündelt und hatte auch immer Angst, Corona zu bekommen und zusperren zu müssen. Zum Glück ist das aber nicht passiert – weder meiner Mitarbeiterin noch mir; eine weitere Verkäuferin hab ich übrigens nicht eingestellt. Im Grunde war es ein Superwinter. Pakete haben wir keine mehr verschickt, die Stammgäste sind wiedergekommen – mit dem einzigen Unterschied, dass sie Maske getragen haben. Viele haben sich richtig gefreut über das persönliche Wiedersehen, so wie ich natürlich auch.