Markus Mathis
Inhaber des familiengeführten Hauses Melitta in Lech
Winter 2020/21:
„Es ist surreal, dass fast niemand da war.“
Nach dem Sommer waren wir optimal vorbereitet auf die Wintersaison. Für uns war es ein Schock, dass überhaupt darüber diskutiert wurde, im Winter nicht aufzusperren. Die Lage ändert sich von Woche zu Woche, das ist schwierig für die Betriebsführung. Wir vertrösten die Mitarbeiter seit Monaten. Trotzdem hat die Familie genug zu tun: Gäste umbuchen, den Kontakt halten, an Sicherheitskonzepten arbeiten, mit Steuerberatern diskutieren.
Ein Vorteil ist, dass wir viele aufgeschobene Sachen machen konnten, wie die Website oder die Bereinigung des Archivs. Aber die Sorge um die wirtschaftliche Situation ist ständig präsent.
Vom Schnee und Wetter her war es ein sensationeller Winter. Dass fast niemand da war, ist surreal, als wären wir im falschen Film. Wir selber genießen unsere Heimat sowieso. Zum Skifahren, Langlaufen oder Wandern hatten wir jetzt etwas mehr Zeit.
Jede Krise ist immer eine Chance. Und Lech hat mit dem Konzept von „Mehr Raum, mehr Zeit“ im Prinzip die richtigen Antworten. Das ist ein Lichtblick am Ende des Tunnels.
Sommer 2022:
Beim Weltcup im November 2021 hatten wir beide Häuser geöffnet. Es fühlte sich gut an, wieder gut gebucht zu sein. Die vielen Auflagen, wechselnden Einreisebestimmungen und die Unsicherheit, ob nicht wieder zugesperrt wird, prägten dennoch das Geschehen in der ersten Hälfte des Winters. Obwohl alle Mitarbeiter drei Mal geimpft waren und sie sich jeden Tag testeten, konnten die Quarantänefälle nicht ganz verhindert werden. Die positiven Fälle von Gästen konnten immerhin auf ein Minimum reduziert werden. Schwierig und ungewohnt war es, Distanz zu den Gästen zu halten, wo doch unser Gewerbe vom Kontakt und der Kommunikation mit den Gästen lebt. Alles in allem ist der Winter dann aber sehr gut gelaufen. Vielleicht hat die ganze Situation auch etwas Gutes: Man schätzt alltägliche Dinge mehr, wenn nicht immer alles selbstverständlich ist.