Ein Winter ohne Gäste

Inhaber der Metzgerei Hagen in Lech

„Innerhalb von zwei Stunden wird der Ort zur Ghost Town.“  

Wir hatten Glück, weil wir das Geschäft die ganze Zeit über offenhalten durften. Nur die Öffnungszeiten haben wir angepasst. Montag bis Donnerstag hatten wir nur bis 13 Uhr geöffnet, also hatten wir mehr Zeit für uns. Wir kannten bis dahin keinen Winter, in dem wir unter der Woche Skifahren konnten. Das war schon purer Luxus. Wir haben viel mit den Kindern unternommen und konnten in Ruhe die Natur genießen. Untertags fiel der Lockdown auch nicht auf, aber sobald es dunkel wurde, war es spooky. In der Nacht wurde der Ort zur Ghost Town: leere Straßen, kein Bus fährt, Stille.

Im Geschäft ist der leere Gastraum zum zweiten Wohnzimmer geworden. Anfangs haben wir Takeaway gemacht, was allerdings nicht gut funktioniert hat. Was super ankam, waren im Glas abgefüllte Gerichte wie Kalbsrahmgulasch, Hirschragout oder Beuschel. Die musste man zuhause nur aufwärmen. Die Kunden haben uns die Gläser aus der Hand gerissen. Worauf wir uns freuen? All die bekannten Gesichter wiederzusehen. Sie alle haben Sehnsucht, wieder nach Lech zu kommen.

Der letzte Winter war eine Zeit der Ungewissheit: Im Herbst wusste niemand, ob und wie wir in eine Wintersaison starten können, aber Mitte Dezember war es dann doch soweit. Die Stille, die wir aus dem letzten Winter kannten, war verschwunden. Wir durften wieder Gäste begrüßen und es war wieder Leben im Haus – auch wenn das noch mit vielen Hürden verbunden war. Das größte Problem waren die fehlenden Arbeitskräfte. Positiv! Das war plötzlich ein Wort mit negativen Assoziationen.

Wir als Familie und unsere treuen Mitarbeiter haben das aber zusammen gemeistert. Alles in allem war es ein schöner Winter und wir freuen uns auf die kommende Wintersaison, die hoffentlich ohne Corona-Regeln und Maßnahmen verlaufen wird.